Ausgabe 1 - 2018 - Steffen Richter

Die große ErzählungLiterarische Narrative des Anthropozäns

Gäbe es eine Literaturgeschichte des Anthropozän, dann wäre Wilhelm Raabes Pfisters Mühle von 1884 eines ihrer Gründungsdokumente. Zumindest wird der als »Sommerferienheft« deklarierte Text – eine von Raabes hinterhältigen Untertitelfallen – aus guten Gründen gern als erster deutscher »Ökoroman« rubriziert. In den Abwässern der Zuckerfabrik von Krickerode nämlich – einem Unternehmen des naturwissenschaftlich-technischen Zeitalters, das ausdrücklich zum Zweck errichtet wurde, das Leben zu versüßen – gedeihen Bakterien, die feinsten Schwefelwasserstoff produzieren. Ihr erbärmlicher Gestank verpestet den Bach, vertreibt Pfisters Gastwirtschaft die Kunden und ruiniert den Müller. Zudem dümpeln Fische mit dem Bauch nach oben im Mühlenwasser. Die über Generationen gültige Geschäftsordnung der Existenz wird umgewälzt: Der technisch aufgerüstete Mensch der industriellen Moderne, so spricht der vermeintliche Idylliker Wilhelm Raabe uns vor, greift ein in die Ökosphäre – und erfährt sich zugleich als Opfer seines Handelns.

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