Ausgabe 2 - 2020 - Christian Lehnert

Sprache der Natur

Sprache der Natur, so habe ich diese kleine Rede überschrieben, in der ich versuchen will, Rechenschaft zu geben über ein scheinbar anachronistisches Tun – über das Schreiben von Gedichten, die man als Naturlyrik bezeichnen mag. Ein Echo stelle ich an den Anfang aus meinem literarischen Kindheitsgedächtnis:

 

„Im Wald! Im Wald!

Wo die großen grünen Bäume rauschen

ewig rauschen.

Die großen grünen Bäume.

Das goldgrün’ Haargelock

worin das Sonnenlicht blitzt

das hängt voller Träume.“

 

So vermochte, auf einem deutlich unterminierten und darum scheppernden Resonanzboden, der Dichter Hans Arp noch im Jahre 1903 den deutschen Wald besingen. Das Gedicht lernte ich in der Schule auswendig, ungewöhnlich für einen sozialistischen Literaturunterricht auf dem „Bitterfelder Weg“, und der Sound irritiert mich, wann immer die Verse aus den Kellern der Erinnerung hervorkriechen. Hans Arp konnte sich noch volltönend einem vertrauten Topos der Naturlyrik überlassen: dem erhabenen, dem dunklen, dem märchenhaft unverwüstlichen Wald. Diesen inszenierte Hans Arp, als wollte er sich noch einmal selbst überreden, als ein verläßliches Gegenüber – als Gegenbild zur schnellen, technisch-rationalen und immer effizienter verwalteten Menschenwelt der Moderne.

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