Ausgabe 2 - 2020 - Andreas Langenohl

Katastrophenkapitalismus

Einleitung: Eine unerbetene Mitteilung zur Zukunft

An einer roten Fußgängerampel – ich war auf dem Weg zu ‚meiner‘ Bank – raunte mir neulich ein Unbekannter zu, dass „alles schon gelaufen“ sei. Die Klimakatastrophe sei praktisch schon eingetreten, weil die bisherige, nicht mehr rückgängig zu machende Umweltverschmutzung eine positive oder auch nur erträgliche Zukunft bereits verstellt habe. Klimakriege und gewaltsame Konflikte um Ressourcen und erträgliche Lebensbedingungen seien zu erwarten. Einzig die Eliten hätten Vorsorge getroffen, auch in einer solch düsteren Zukunft sich Existenz und Lebensstandard zu sichern. Die Ampel sprang auf Grün, und wir gingen unserer Wege.

Verschwörungstheorie? Oder ein Versuch, eine akteurielle Dimension an eine Analyse heranzutragen, die sich, zumal in der Wirtschaftssoziologie, häufig auf recht abstrakte, scheinbar nur systemisch einfangbare Prozesse bezieht? Es lohnt jedenfalls der Versuch, Finanzmärkte und ihre Folgen für den Umgang der Gesellschaft mit dem, was sie als ‚Natur‘ betrachtet, einmal diesseits ihrer Systemizität und ihrer Automatismen, die zweifellos relevant sind, zu betrachten. Dies soll hier stichwortartig anhand folgender von vier analytischen Registern geschehen: Finanzmärkte und ihre (Nicht-)Steuerung als Angelegenheit, die von professionellen Milieus wahrgenommen wird; Finanzmärkte und ihre (Nicht-)Steuerungslogik vis-à-vis dem Projektcharakter des politischen Systems; die Logik der Versicherung als spezifischer Zugriff auf Ungewissheit; und neuartige Verstrickungen von Finanz- und produktionsbasierter Wirtschaft in der Gegenwart am Beispiel von disaster bonds.

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