Ausgabe 3 - 1/2021 - Clemens Günther

WüstenvisionenLiteratur, Klima und Transformation in Imaginationen Turkmenistans

Betrachtet man mit Eva Horn die „Zähmung des Klimas als Projekt der Moderne“, gilt es, auch nach dem russisch-sowjetischen Beitrag zu fragen. Insbesondere Zygmunt Bauman hat dafür plädiert, den Sozialismus sowjetischer Prägung als Variante der Moderne zu betrachten, der das Projekt „an seine radikalen Grenzen geführt [hat]: große Entwürfe, unbegrenzte Sozialtechnologie [...], totale Transformation der Natur“. Er nennt als Beispiele die Bewässerung der Wüsten und die Entwässerung des Marschlands, hinzufügen ließen sich Aufforstungsprogramme oder die Umleitung von Flüssen. Die Leitwissenschaften des sowjetischen Climate Engineering sind Bodenkunde und Hydrogeographie und weniger die Meteorologie, deren atmosphärische Steuerungskompetenz im angloamerikanischen und kontinentaleuropäischen Kontext zu überwiegen scheint. Diese Leitstellung ist einerseits auf ideologische Einflussfaktoren zurückzuführen. Zu nennen ist die unter Slavophilen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkommende počvenničestvo, die die ursprüngliche Einheit des russischen Menschen mit seinem Boden sowie die hohe Bedeutung des Wassers in der russischen Kultur beschwor. Sie ist andererseits zurückzuführen auf die im späten 19. Jahrhundert auch international reüssierende Bodenkunde, deren Spuren sich bis heute in den aus dem Russischen stammenden wissenschaftlichen Bezeichnungen vieler Bodentypen finden.

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