Ausgabe 6 - 1/2023 - Fotini Mavromati

Staunen an den Rändern der Wald- und Feldwege. Zum Werk von herman de vries

Er gilt als einflussreicher Pionier der Ecological Art. Seine Werke sind in den Sammlungen internationaler Museen vertreten. Mit über 80 Jahren gestaltete er den holländischen Pavillon für die Biennale in Venedig. herman de vries, 1931 im niederländischen Alkmaar geboren und seit 1970 im fränkischen Eschenau lebend, ausgebildeter Gärtner, war in den 1960er Jahren Mitarbeiter des »Instituts für angewandte biologische Forschung in der Natur« in Arnheim. Er war Mitbegründer der niederländischen
Künstlergruppe »nul«, die der avantgardistischen ZERO-Bewegung nahestand.

Ausgedehnte Reisen durch Asien und Afrika sind ebenso wie seine Wanderungen durch den nördlichen Staigerwald, den er als sein »Atelier« bezeichnet, prägend für seine Arbeit. herman de vries’ Kunst basiert vielfach auf Reisen, Exkursionen und Wanderungen – von seinen tableauhaften »journalen«, bei denen er Fundobjekte wie Steine, Blätter oder Erdproben zu Collagen verarbeitet, über sein Archiv von über 9 000 Erdproben aus aller Welt, das ihm als Fundus für seine Erdausreibungen dient, bis hin zu den Inschriften und Botschaften, die er im Steigerwald an verborgenen Stellen angebracht hat und die der Künstler »spuren« nennt. Einen weiteren Akt des Zeichnens in der
Landschaft veranschaulichen die Landkarten, auf denen der Waldgänger seit vielen Jahren die Routen seiner Spaziergänge sommers wie winters durch den Steigerwald markiert – als abstrakte Linien seiner direkten Landschaftserfahrung. Für herman de vries sind dies »gelaufene Zeichnungen «. Die Landkarten hängen in der Küche seines Hauses in Eschenau und werden jedes Jahr erweitert.