Ausgabe 4 - 2/2021 - Wilhelm Bode

Holzanbau oder WaldökosystemwirtschaftAnforderungen an eine systemische Forstwissenschaft

1. Einführung

Im Zentrum der Forstwissenschaft steht die Forstwirtschaft, oder besser ausgedrückt die Waldwirtschaft, d.h. die Nutzung von Wäldern zur Rundholzproduktion. Ihr Produkt ist der vielseitig verwendbare und nachwachsende Rohstoff Holz, den sie als Stamm- und Industrieholz dem Markt zur Verfügung stellt. Aufgrund der speziellen Langfristigkeit des Wachstumsprozesses von Bäumen nutzt und erzeugt sie dazu mehr oder weniger künstliche Holzanbauten mit einem allerdings extrem geringen Einsatz von Kapital, Energie und Arbeit je Jahr und Hektar Waldbetriebsfläche. Dennoch erzeugt sie vorwiegend naturferne Kulturbiotope, den sogenannten Altersklassenwald, der nach allgemeiner Anschauung von uns als Waldnatur angesehen wird, weil wir nichts anderes kennen – was er aber nicht ist.

Die forstliche Holzerzeugung verfolgt damit das dem Landbau entlehnte Prinzip des Nutzpflanzenanbaus, des Anbaus von Holzpflanzen in gleichalten Waldbeständen, den sogenannten Altersklassen, nach dem Prinzip der Standortgerechtigkeit. Standortgerecht meint nicht standortheimisch, sondern solche Baumarten, die vor allem das Wuchspotenzial des Standorts optimal ausnutzen, um die Holzproduktionsziele zu verwirklichen. Als Folge dieser rein ökonomischen, am Nutzen ausgerichteten Wirtschaftsweise tragen heute ca. 70-80 % aller Waldstandorte Wälder, die nicht als standortheimisch anzusehen, sondern in ihrer Zusammensetzung als standortfremd zu bezeichnen sind. Als Folge dieser waldbaulichen Fehlorientierung wird der deutsche Wald von nur noch fünf Wirtschaftsbaumarten, vorwiegend Nadelholzbaumarten, dominiert, statt von ursprünglich mehr als 15 heimischen Laubmischbaumarten.

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