Ausgabe 3 - 1/2021 - Gabriele Gramelsberger

GeoMIP Szenarien – Der wissenschaftliche Umgang mit dem künstlichen Klima

Erdsystemmodelle stellen seit den frühen 2000er Jahren ein neues Paradigma in der Klimaforschung dar. Klimamodelle, die bis heute eine über 60-jährige Geschichte hinter sich haben – beginnend mit Norman Phillips simplen Hemisphärenmodell von 1956 –, bestanden bis in die 2000er Jahre aus gekoppelten Atmosphären-Ozean-Modellen. Atmosphärenmodelle berechnen die Zirkulationsmuster der globalen Atmosphäre und den Austausch von Wärme und Feuchtigkeit. Ozeanmodelle berechnen vor allem die Energieaufnahme und -verteilung, da die Hälfte der Energie des Klimasystems in den Ozeanen gespeichert ist. Erdsystemmodelle hingegen beinhalten noch wesentlich mehr Faktoren: Sie vereinen Atmosphären-Ozean-Modelle mit Eis-, Vegetations-, Kohlendioxid-, Boden- und Luftchemiemodellen.

Mit dem Potsdamer Klimaforscher Hans Jörg Schellnhuber gesprochen, lässt sich ein Erdsystem konzeptuell mit der Formel E = (H, N) schreiben, wobei H die Ecosphäre bezeichnet und N die planetarischen Subsphären wie eben Atmosphäre, Ozeane, Vegetation, etc. Zur Ecosphäre gehört, laut Schellnhuber, die Anthroposphäre als Aggregat menschlicher Einflüsse auf das Klimasystem wie Treibhausgasemissionen, Veränderungen des Rückstrahlungsverhaltens (Albedo) sowie massive Eingriffe in die Erdoberfläche. Was ebenfalls zu H gehört, ist das ‚globale Subjekt.‘ „Dieses Subjekt manifestiert sich beispielsweise durch die Umsetzung internationaler Klimaschutzprotokolle.“ Während jedoch die Modellierung der planetarischen Subsphären weit vorangeschritten ist, hinkt die Modellierung der Ecosphäre hinterher. Lediglich sozioökonomische Modelle für die integrierten Klimafolgenmodelle wurden bislang entwickelt. Zwar berücksichtigen Erdsystemmodelle den Einfluss des Menschen mehr als klassische Atmosphären-Ozean-Modelle, doch ist die Modellierung der Anthroposphäre mehr schlecht als recht repräsentiert; vom ominösen globalen Subjekt ganz zu schweigen.

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