Ausgabe 3 - 1/2021 - Stefan Schäfer und Franz Mauelshagen

Die technologische Kolonisierung des Klimas

"Nun ist keine Frage, dass, wie das Klima ein Inbegriff von Kräften und Einflüssen ist, zu dem die Pflanze wie das Tier beiträgt und der allen Lebendigen in einem wechselseitigen Zusammenhange dienet, der Mensch auch darin zum Herrn der Erde gesetzt ist, dass er es durch Kunst ändre."
Johann Gottfried Herder

Die Sätze, die als Motto am Anfang dieses Beitrags stehen, treffen ganz unmittelbar einen Nerv der Debatte um Climate Engineering. Sie legitimieren die Änderung des Klimas mit den Mitteln der ‚Kunst‘, bei der Johann Gottfried Herder (1744-1803) zweifellos das griechische Wort τέχνη (téchne) im Sinn hatte. Herder, das werden wir später zeigen, steht an der Schwelle zu einem neuen Klimaverständnis in Wissenschaft und Gesellschaft. Dieser Paradigmenwechsel bedingte, dass sich lange zuvor bestehende Vorstellungen menschlicher Wettermanipulation vom Lokalen aufs Globale und vom Kurzfristigen ins Dauerhafte ausdehnen konnten. Das ist Bedingung der Möglichkeit von Climate Engineering und markiert eine historische Schnittstelle. Im Unterschied zu anderen Autoren gehen wir chronologisch nicht hinter diese Schnittstelle zurück. Wir verstehen Imaginationsgeschichte von den Grenzen des Vorstellbaren her und damit als Spezialfall einer umfassenderen Ideengeschichte. Das bedeutet, dass wir uns in unserer Schilderung vor allem an Grenzverschiebungen als prägnanten Momenten in der Imaginationsgeschichte des Klimas und des Climate Engineering leiten lassen. So lässt sich außerdem der Versuchung widerstehen, eine historische Nacherzählung aller Versuche technologischer Naturmanipulation anzustreben, die aus heutiger Sicht mit Wetter oder Klima in Verbindung gebracht werden könnten.

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