Ausgabe 5 - 1/2022 - Cécile Wajsbrot

Winter ade

1552 – Pantagruel und seine Gefährten erreichen die Grenze zum Eismeer, als sie plötzlich Schreie hören. Ringsumher ist nichts, niemand zu sehen – weit und breit nur Ozean. Sie sind zutiefst erschrocken, einige wollen fliehen. Doch der Steuermann beruhigt sie. Was ihr hört, sind die Wörter eines Krieges, der sich im vorigen Winter ereignet hat, Wörter, eingefroren von der Kälte. Nun, da das Wetter wieder milder geworden ist, tauen die Wörter auf, die Kämpfer hingegen sind seit langem verschwunden.

Ende des 21. Jahrhunderts – In Folge der Klimaerwärmung ist die Eiskappe des Nordpols geschmolzen, wodurch die Meeresspiegel steigen, Japan überflutet, Venedig verschlungen wurde und in Paris ein tropisches Klima herrscht, sehr zur Freude der Flaneure im Jardin des Tuileries, der zum Bambuswald mutiert. Im Grand Palais findet die UNACOCS, die Jahreskonferenz zur Klimastabilisierung, statt – mit deren Ausrichtung ein bekannter Konzern, Brot und Spiele, betraut wurde. Doch die Sache gestaltet sich schwierig, da große Wirtschaftsinteressen im Spiel sind.

1999 – Norman Spinrads Roman, Greenhouse Summer, der unter dem Titel Das tropische Millenium ins Deutsche übersetzt wurde und aus dem diese Vision von den Folgen der Erderwärmung stammt, erscheint im Jahr des Jahrhundertsturms, der, einen Tag nach Weihnachten, die Bäume der Tuilerien, der Gärten von Versailles und der Wälder im Westen Frankreichs verheeren sollte – hundertvierzig Festmeter geschlagenes Holz. In Paris ein Wind, der mit annähernd zweihundert Stundenkilometern bläst.

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