„…wegen der schon angeführten Forderung wahrer Humanität“Künstliches Heilklima und die Architektur der Schwindsucht

"Die Einwirkung des Klimas auf den Menschen wird von Ärzten und Laien in gleicher Weise ohne Beschränkung anerkannt. Man weiß, daß Körperbau, allgemeine Stimmung des Geistes und der Temperamente und namentlich das Gleichgewicht der verschiedenen organischen Thätigkeiten, worauf die Gesundheit beruht, zuletzt doch von dem Klima abhängen, in dessen Ungunst im Gegentheil die meisten und verbreitetsten Krankheitsformen ihre Wurzel haben. Es ist hiernach nicht zu bezweifeln, daß es Aufgabe der Heilkunst ist, den mächtigen Einfluß des Klimas, soweit dieß möglich ist, zu beherrschen."

Die einleitenden Worte des Weimarer Mediziners und Verlegers Robert Froriep zur Werbung für sein Konzept einer Heilanstalt zur Therapie Schwindsüchtiger und ‚Schiefwüchsiger‘ legen konzise den Klimadeterminismus offen, der insbesondere im 19. Jahrhundert die Wissenschaften vom Leben prägte. Zwar ist die historische Epistemologie dieser Zentrierung von Geographie, Medizin, Anthropologie und Zoologie um das Konzept des Klimas im Allgemeinen bereits weitreichend beleuchtet, doch bieten die vergeblichen Bemühungen Frorieps während der Jahre von 1852 bis 1856 in Berlin, Wiesbaden oder Frankfurt eine Klimaheilanstalt mit dem bezeichnenden Namen Südpalast zu errichten die Gelegenheit, diesen Klimadeterminismus auch hinsichtlich seiner technologischen Anwendung als frühe Form des Climate Engineering in den Blick zu nehmen.

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